Ratgeber von Jörg Pieper aus Herne

Strahlender Sonnenschein, Temperaturen um die 25 Grad und laue Abende – bestes Sommerwetter, um nach dem Job nochmal schnell an den Baggersee zu fahren oder im Garten mit einem Buch und einem leichten Wein zu relaxen. Wer will da schon an den nächsten Herbst oder gar Winter denken? – Niemand! Aber Eigenheimbesitzer sollten es dennoch tun. Denn die kühle Jahreszeit kommt ganz gewiss, und dann heizen wieder viele das Geld sprichwörtlich zum Fenster hinaus. Denn alte Fenster geben rund drei- bis fünfmal so viel Wärme nach außen ab wie eine moderne Verglasung, was sich in hohen Heizkosten und einem geringen Wohnkomfort widerspiegelt. Deshalb sollten die Fenster jetzt auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls ausgewechselt werden.
Erweisen sich die Fenster als erneuerungsbedürftig, hat der Sanierer die Qual die Wahl. Zu welchen Wärmeschutzfenstern greift man? Welche sind am wirtschaftlichsten? Sind dreifachverglaste Fenster grundsätzlich besser als zweifachverglaste? Wo liegt das beste Preis-Leistungs-Verhältnis? Und was, bitte, ist der U-Wert? Ein Laie ist mit der ziemlich komplexen Angelegenheit eines Fensteraustausches schnell überfordert. Denn neben der eigentlichen Verglasung sind auch der Rahmen und die Fassade des Gebäude zu berücksichtigen. Daher ist es empfehlenswert, sich Rat von einem Profi zu holen.

Zwei oder drei Scheiben
Das wichtigste Element moderner Wärmeschutzfenster ist natürlich die Verglasung. Der Markt bietet Zweischeiben- oder Dreischeibenverglasungen. Dabei werden entweder zwei oder drei Fensterscheiben über ein Edelgasgemisch mit einer geringen Wärmeleitfähigkeit miteinander verbunden. Gemessen wird diese Leitfähigkeit anhand eines Wärmedurchgangskoeffizienten, eines sogenannten U-Wertes. Ganz alte Fenster mit einer Einfachverglasung haben noch Werte von um die 5 Watt pro Quadratmeter und Kelvin (W/ m² K). Holzverbundfenster, die bis Anfang der achtziger Jahre verwendet wurden, weisen U-Werte von rund 2,8 W/m²K auf. Die dann folgenden Isolierglasfenster, die bis in die neunziger Jahre eingebaut wurden, sind nur unwesentlich besser. Heutige zweifach verglaste Fenster erreichen hingegen bereits einen U-Wert von 1,5 bis 1,1, und gute dreifachverglaste Fenster punkten mit 0,9 bis 0,5 W/m²K.
Und nun kommen die verschiedenen Rahmenmaterialien, die es auf dem Markt gibt, ins Spiel. Bei der Auswahl neuer Wärmeschutzfenster zählt nämlich nicht nur die Höhe der Wärmeverluste des Fensterglases selbst, sondern auch die Wärmeverluste des Fensterrahmens sollten so niedrig wie möglich sein. Wird Letzterer hinzugerechnet, so spricht man von dem UW-Wert. Ein UW-Wert von insgesamt unter 1,3 ist als gut zu bezeichnen. UW-Werte von unter 0,9 verdienen bereits ein „sehr gut“.
Für dreifachverglaste Fenster muss man zwar etwas tiefer in die Tasche greifen, aber sie sind prinzipiell wärmeeffizienter als eine Zweifachverglasung. Trotzdem können Wärmeschutzfenster mit einem sehr guten Wärmedurchgangskoeffizienten weniger effizient wärmedämmen, wenn der Fensterrahmen Mängel zeigt. Daher kann auch ein zweifach verglastes Fenster in einem Edelstahl- oder thermoplastischen Verbund hohe U-Werte zu geringeren Kosten als eine Dreifachverglasung aufweisen.


Außendämmung beachten
Außerdem spielt der fachmännische Einbau der Wärmeschutzfenster eine ebenso wichtige Rolle. Dabei sollte insbesondere auf die richtigen Wandanschlüsse geachtet werden, um Wärmebrücken zu vermeiden.
Bevor die Arbeit losgeht und die Fenster ausgetauscht werden, sollte unbedingt der Zustand der Außendämmung geprüft werden. Denn bei der Dämmung der Gebäudehülle gilt, dass die Fenster immer die kältesten Stellen der Wand bilden sollten. Werden nun moderne Wärmeschutzfenster eingesetzt, so kann es bei einer schlechten Dämmung der Außenwand zu einer Verschiebung der thermischen Verhältnisse und zu einer erhöhten Schimmelgefahr kommen. Wird im Zuge des Fensterwechsels nicht auch gleich die Dämmung der Außenhaut  mit verbessert, muss dem höheren Feuchtigkeitsanteil in der Luft mit regelmäßigem Lüften entgegengewirkt werden. Im Zweifelsfall sollten die Fenster zumindest in der Laibung weiter nach außen gesetzt werden, damit die Laibung künftig keine Schwachstelle bildet. Allerdings – gerade hier kann ein Laie viel falsch machen und im schlimmsten Fall mit dem modernen Fenster die energetischen Gegebenheiten der Außenhülle nachteilig verändern. Es ist also – wie gesagt – sinnvoll, den Fenstertausch von einem Fachmann planen und begleiten zu lassen. Der kümmert sich, während man selbst das herrliche Freizeitwetter genießt.